Applikationen mit Metallen und Legierungen

Als Werkstoff verwendete Metalle müssen je nach angedachtem Verwendungszweck bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Nur wenn Eigenschaften wie Härte, Festigkeit, thermische Ausdehnung, Wärmeleitfähigkeit oder das Oxidations- und Korrosionsverhalten den Einsatzbedingungen entsprechen, lassen sich maximale Haltbarkeit und eine lange Lebensdauer gewährleisten.

Da dies die Verwendbarkeit reiner Metalle stark einschränkt, werden diese häufig mit anderen Metallen, Halbmetallen oder Nichtmetallen legiert. Solche Mischmetalle, auch Legierungen genannt, zeichnen sich durch verbesserte Materialeigenschaften aus und erweitern damit das Anwendungsspektrum in hohem Maße.

Physikalische Messtechnik wie die Differentielle Thermoanalyse, die Erhitzungsmikroskopie, die Differenz-Kalorimetrie oder die Thermogravimetrie ermöglichen es, das metallurgische Verhalten von Eisen, Gusseisen, Stahl und anderen Metallen und Legierungen bezüglich folgender oder ähnlicher Fragestellungen zu analysieren:

  • Wie gut leitet ein Metall thermisch und/oder elektrisch?
  • Wie wirken sich bestimmte Temperaturen mechanisch oder chemisch auf ein Metall oder eine Legierung aus?
  • Wie ändert sich mit zunehmender Temperatur die spezifische Wärme?
  • Bei welcher Temperatur setzt die Oxidation der Metalloberfläche ein?
  • Wann befindet sich eine Metalllegierung im Phasengleichgewicht?

Phasenübergänge, der Kristallisationspunkt, der Wechsel der Aggregatzustände und die Thermostabilität von Ausgangsmaterialien für Bleche, Träger und andere metallurgische Erzeugnisse lassen sich ebenfalls mit Hilfe physikalischer Messverfahren untersuchen. Gleiches gilt für spezifische Wärmekapazitäten, Längenausdehnungskoeffizienten und den Schmelzpunkt.

LINSEIS entwickelt und produziert und thermoanalytische Messsysteme, die neben vielen anderen Branchen auch in metallurgischen Bereichen einsetzbar sind. Zu den wichtigsten Anwendungsfeldern zählen die Forschung, die Produktentwicklung und die Qualitätsprüfung.

Schlüsselmaterialien in Technik und Industrie

Legierungen sind metallische Werkstoffe, die in der modernen Technik und Industrie eine zentrale Rolle spielen. Sie entstehen durch die Kombination von mindestens zwei Elementen, von denen eines immer ein Metall ist. Durch die Kombination von Metallen und Nichtmetallen können maßgeschneiderte Materialien mit spezifischen Eigenschaften geschaffen werden, die für viele Anwendungen unverzichtbar sind. Neben Metallen spielen auch Nichtmetalle eine entscheidende Rolle bei der Optimierung von Legierungen.

Zusammensetzung und Herstellung von Legierungen

Legierungen entstehen durch das Zusammenschmelzen der Komponenten bei hohen Temperaturen. Die Bestandteile werden in flüssiger Form vermischt und anschließend abgekühlt, wodurch ein gemeinsames Metallgitter entsteht.

Die Abkühlgeschwindigkeit kann dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften des fertigen Produkts haben. Neben Metallen können auch Nichtmetalle oder Halbmetalle wie Kohlenstoff, Bor oder Silicium als Legierungselemente verwendet werden, was die Eigenschaften der Legierung erheblich beeinflussen kann.

Eigenschaften von Legierungen

Legierungen weisen häufig vorteilhaftere Eigenschaften auf als ihre Ausgangsmetalle. Zu den wichtigsten Vorteilen, welche durch Legierungsbildung erreicht werden können, gehören:
  • Erhöhte Härte
  • Verbesserte Festigkeit
  • Größere Elastizität
  • Höhere Korrosionsbeständigkeit



Diese verbesserten Eigenschaften machen Legierungen zu einem unverzichtbaren Bestandteil zahlreicher technischer Anwendungen, insbesondere in der Automobilindustrie, im Bauwesen und in der Elektronik.

Arten von Legierungen

Legierungen werden in homogene und heterogene Legierungen unterteilt:
  1. Homogene Legierungen: Hier sind alle Atome gleichmäßig im Gitter verteilt. Beispiele sind Kupfer-Gold- oder Kupfer-Silber-Legierungen. Die einzelnen Bestandteile sind selbst mikroskopisch nicht mehr voneinander zu unterscheiden.
  2. Heterogene Legierungen: Die Bestandteile sind ungleichmäßig verteilt, es bildet sich kein gemeinsames Atomgitter. Dies führt zum Vorhandensein mikroskopischer oder sogar makroskopischer Phasen. Ein Beispiel hierfür ist die Zinn-Blei-Legierung.

Bedeutende Legierungen und ihre Anwendungen

Legierung

Hauptkomponenten

Verwendung

BronzeKupfer, ZinnKunstgegenstände, Werkzeuge
MessingKupfer, ZinkElektronische Bauteile, Modeschmuck
StahlEisen, KohlenstoffMaschinen, Autos, Schienen

Einfluss der Temperatur auf Legierungen

Temperaturen beeinflussen die Eigenschaften von Legierungen erheblich. Steigende Temperaturen führen zu Änderungen in der Kristallstruktur und den mechanischen Eigenschaften:
  1. Kristallstruktur und Phasen: Bei bestimmten Temperaturen treten Phasenumwandlungen auf, die das mechanische Verhalten der Legierung beeinflussen. Diese Umwandlungen können die Verteilung und Größe von Ausscheidungen und Phasen innerhalb der Legierung verändern.

  2. Mechanische Eigenschaften: Mit zunehmender Temperatur nehmen Festigkeit und Härte ab, während Duktilität und Verformbarkeit zunehmen. Bei sehr hohen Temperaturen kann Kriechen auftreten, eine langsame plastische Verformung unter konstanter Belastung.
  3. Diffusion und Atomare Beweglichkeit: Höhere Temperaturen erhöhen die atomare Beweglichkeit, was Diffusionsprozesse fördert und Spannungen im Material abbaut. Dies kann zur Vergröberung des Gefüges führen, was die mechanischen Eigenschaften einer Legierung beeinflusst. Ebenso kann durch Diffusion von fremdartigen Atomsorten z.B. bei physischem Kontakt zu einem anderen Bauteil bei Temperatureinwirkung eine Mischlegierung entstehen, was meist zu unvorhergesehenen Änderungen der Eigenschaften führt.

Temperatur und Schmelzverhalten von Legierungen

Der Schmelzpunkt von Legierungen ist oft niedriger als jener der reinen Metalle. Diese Schmelzpunkterniedrigung tritt aufgrund von Gitterverzerrungen und einer erhöhten Entropie in der flüssigen Phase auf.

Entropie bezeichnet das Maß der Unordnung in einem System. In der flüssigen Phase einer Legierung gibt es mehr Möglichkeiten, wie sich die verschiedenen Atomsorten anordnen können, was die Entropie erhöht.

Diese Zunahme der Unordnung stabilisiert die flüssige Phase und senkt den Schmelzpunkt der Legierung. Der genaue Schmelzpunkt hängt von mehreren Faktoren ab:

  1. Zusammensetzung: Der Anteil der Legierungselemente beeinflusst den Schmelzpunkt. Zum Beispiel variiert der Schmelzpunkt von Stahl je nach Kohlenstoffgehalt zwischen 1425°C und 1540°C.

  2. Legierungselemente: Verschiedene Zusätze beeinflussen den Schmelzpunkt. Chrom erhöht ihn, während Nickel ihn senkt.

  3. Verunreinigungen: Verunreinigungen können den Schmelzpunkt einer Legierung senken, da sie die Gitterstruktur stören.

Darüber hinaus beeinflussen Temperaturänderungen das Schmelzverhalten von Legierungen durch Phasenumwandlungen oder das Auftreten von Superplastizität, was die Verformbarkeit bei hohen Temperaturen deutlich erhöht.

Die Rolle von Nichtmetallen in Legierungen

Nichtmetalle sind trotz ihres geringeren Anteils in Legierungen unverzichtbar, da sie entschei-dend zur Verbesserung der Materialeigenschaften beitragen:
  1. Kohlenstoff: Ein wesentlicher Bestandteil von Stahllegierungen, der Härte und Festigkeit erheblich beeinflusst. Je nach Kohlenstoffgehalt unterscheiden sich die mechanischen Eigenschaften von Stahl signifikant.

  2. Silicium: Häufig als Zusatzstoff in Aluminiumlegierungen verwendet, um die Gießbarkeit zu verbessern. Die Aluminium-Silicium-Legierung (Silumin) wird in der Automobilindustrie für Gussteile eingesetzt.

  3. Bor: Schon in geringen Mengen hat Bor eine große Wirkung auf die mechanischen Eigenschaften von Legierungen, indem es deren Härte erhöht.

Häufig verwendete Nichtmetalle in der Automobilindustrie

In der Automobilindustrie spielen Nichtmetalle eine immer wichtigere Rolle, insbesondere im Bereich des Leichtbaus, der Batterietechnologie und der Elektronik. Häufig verwendete Nichtmetalle in der Branche sind:
  1. Kohlenstoff: In Form von Kohlenstofffasern wird es zunehmend für Leichtbauteile genutzt, um das Fahrzeuggewicht zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Kohlenstoff ist auch in Stahllegierungen enthalten, die für Karosserie- und Strukturteile verwendet werden.

  2. Silicium: Silicium wird in Aluminiumlegierungen eingesetzt, insbesondere für Gussteile im Automobilbau. Zudem ist es ein zentraler Bestandteil der Fahrzeugelektronik, da es in Halbleitern und Mikrochips verwendet wird.

  3. Schwefel: Schwefel findet Anwendung in Gummimischungen, die für die Herstellung von Autoreifen verwendet werden.

  4. Platin und Palladium: Diese Nichtmetalle werden in Katalysatoren verwendet, um schädliche Emissionen zu reduzieren. Sie sind entscheidend für die Einhaltung von Umweltstandards und spielen eine wichtige Rolle in der Brennstoffzellentechnologie von Wasserstofffahrzeugen.

  5. Bor: Bor wird als Legierungselement zur Härtung von Stahl verwendet und findet in hochfesten Bauteilen Anwendung.

Technische Anwendungen von Nichtmetallen in der Automobilindustrie

Besonders folgende Bauteile sind von Nichtmetallen dominiert:
  1. Katalysatoren: Nichtmetalle wie Platin und Palladium sind essentielle Komponenten in Katalysatoren, die schädliche Emissionen reduzieren. Diese Materialien helfen, die strengen Umweltvorschriften zu erfüllen und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Luftqualität.

  2. Brennstoffzellen: Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge haben in der Regel komplexe Membranen und Elektroden aus z.B. Platin oder Kohlenstoff. Diese Technologien gewinnen zunehmend an Bedeutung, da alternative Antriebstechnologien weiterentwickelt werden.

  3. Elektronik und Sensoren: Halbleiter-Nichtmetalle wie Silizium sind unverzichtbar für die Elektronik und Sensorik moderner Fahrzeuge, die zunehmend automatisiert werden.

  4. Batterietechnologie: Nichtmetalle wie Graphit spielen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung moderner Batterietechnologien für Elektrofahrzeuge. Diese Materialien verbessern die Leistung und Lebensdauer von Batterien erheblich.

  5. Korrosionsschutz: Nichtmetallische Beschichtungen und Additive schützen metallische Komponenten vor Korrosion und verlängern so deren Lebensdauer, insbesondere in aggressiven Umweltbedingungen.

  6. Verbundwerkstoffe: In der Automobilindustrie werden häufig metallische und nichtmetallische Materialien kombiniert, um Verbundwerkstoffe herzustellen, die hohe Festigkeit mit geringem Gewicht verbinden.

Neue Entwicklungen bei Legierungen und Nichtmetallen

Mit der Weiterentwicklung der Technologie gehen auch Innovationen im Bereich der Legierungen und Nichtmetalle einher. Ein Beispiel dafür sind hochfeste Leichtbaulegierungen, wie Titan-Aluminium- oder Magnesiumlegierungen, die aufgrund ihrer hohen Festigkeit und Leichtigkeit in der Luft- und Raumfahrt sowie im Automobilbau eingesetzt werden.  
    
Amorphe Metalle, auch bekannt als metallische Gläser, sind eine weitere Innovation. Diese neuartigen Legierungen haben eine unregelmäßige Atomanordnung und zeichnen sich durch außergewöhnliche Festigkeit und Verformbarkeit aus. Sie bieten potenzielle Anwendungen in der Hochtechnologie und Medizintechnik.  
         
Zudem gewinnen grüne Legierungen an Bedeutung. Hierbei handelt es sich um umweltfreundliche Legierungen, die aus nachhaltigen Rohstoffen bestehen oder durch energieeffizientere Prozesse hergestellt werden, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Recycling und Nachhaltigkeit

Die Recyclingfähigkeit von Legierungen und Nichtmetallen spielt eine zunehmend wichtige Rolle, insbesondere in Industrien wie der Automobil- und Luftfahrtbranche.
Das Konzept der Kreislaufwirtschaft wird zunehmend in den Fokus gerückt, um Materialien wie Aluminium und Stahl mehrfach zu verwenden und die Umweltauswirkungen zu verringern.
Zudem wird verstärkt auf den Einsatz von nachhaltigen Rohstoffquellen geachtet, um sicherzustellen, dass kritische Metalle wie Lithium oder Platin aus konfliktfreien und umweltfreundlichen Quellen stammen.

Additive Fertigung (3D-Druck) in der Metallurgie

Ein bedeutender Fortschritt in der Verarbeitung von Legierungen ist die additive Fertigung, auch bekannt als 3D-Druck. Diese Technologie ermöglicht die Herstellung komplexer Strukturen direkt aus Legierungspulvern, was sowohl in der Automobil- als auch in der Luftfahrtindustrie zunehmend Anwendung findet. Durch den Einsatz der Pulvermetallurgie können Legierungen mit spezifischen Eigenschaften gezielt hergestellt werden. Ein weiteres innovatives Potenzial ist die Entwicklung personalisierter Legierungen, die auf die Anforderungen spezifischer Anwendungen abgestimmt sind.

Zukunftsprognosen

Der Einsatz von Legierungen und Nichtmetallen wird in den nächsten Jahrzehnten weiter an Bedeutung gewinnen. Besonders in Bereichen wie der Elektromobilität und der Wasserstoffwirtschaft wird die Bedeutung dieser Materialien zunehmen.

Leichtbaulegierungen und fortschrittliche Batterietechnologien spielen eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen.

Zudem wird die Nachfrage nach Platin in der Brennstoffzellentechnologie steigen, da Wasserstoff als alternative Energiequelle an Bedeutung gewinnt.

Fazit

Legierungen und Nichtmetalle sind essenzielle Bestandteile der modernen Technik und Industrie. Sie bieten maßgeschneiderte Lösungen für eine Vielzahl von Anwendungen, insbesondere in der Automobilindustrie, wo sie zur Effizienzsteigerung und Einhaltung von Umweltstandards beitragen.

Die Kontrolle von Temperatur und Zusammensetzung ist entscheidend, um die gewünschten Eigenschaften dieser Materialien zu erreichen und ihre Anwendungsmöglichkeiten weiter zu optimieren. Zudem wird durch die fortschreitende Forschung und Innovation der Einsatz von Legierungen und Nichtmetallen in neuen Bereichen weiterwachsen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und neue Fertigungstechnologien wie den 3D-Druck.

Metalle und Legierungen

Applikationsmessungen